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Wärmewende: Was die Stadtwerke in Weißwasser für warme Wohnungen tun

Ende 2025 stellt die Leag die Fernwärme-Versorgung für Weißwasser ein. Bis zur grünen Wärme dauert es aber noch. Frieren muss trotzdem niemand. Dafür sorgt eine Übergangslösung.

Lesedauer: 3 Minuten

Weißwasser. Die gut 6100 Fernwärme-Kunden der Stadtwerke Weißwasser GmbH (SWW) müssen sich auf höhere Preise fürs Heizen einstellen. Bei einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden zahlt ein Mieter jetzt im Schnitt monatlich 40 Euro, grüne Fernwärme ab 2030 kostet dann 53 Euro im Monat. Für ein Einfamilienhaus mit dem Jahresverbrauch von 15000 kWh sind es aktuell 175 Euro monatlich. Ab 2030 kämen allerdings auch noch Kosten für den Anschluss ans Fernwärmenetz oder für einen eigenen Gasanschluss oder Wärmepumpe dazu. Betrachtet man die Investition auf 20 Jahre, macht es eine monatliche Belastung zwischen 280 und 333 Euro aus.

So rechnete es Geschäftsführerin Katrin Bartsch jetzt bei einem Bürgerforum zur Wärmewende in Weißwasser vor. „Das ist der Preiskorridor, den wir heute mit gutem Gefühl darstellen können“, sagte sie. Und auch, dass die Preiserhöhung vertretbar sei. Dies setze allerdings eine staatliche Förderung bei der Umstellung auf grüne Wärme voraus.

Fernwärme soll sicher und bezahlbar sein

Bis 2030 müssen auch die Stadtwerke Weißwasser 30 Prozent der Wärme aus nicht-fossilen Quellen beziehen, 2035 dann 60 Prozent. Bei der Umstellung darauf wähnte man die Lausitz Energie Kraftwerke AG (Leag) als zuverlässigen Partner. Jedoch kündigte das Unternehmen 2024 an, für Weißwasser die Fernwärme-Versorgung bereits Ende 2025 einzustellen. Deshalb muss neben dem langfristigen Umstieg auf grüne Wärme nun auch noch eine Übergangslösung her. Sicher müsse die Versorgung mit Fernwärme sein und bezahlbar, hieß es.

Dass der Weg zur Klimaneutralität bis 2045 neuerdings technologieoffen ist, eröffne einen Wettbewerb, dem die SWW-Chefin so einiges abgewinnen kann. Immerhin gehe es dabei um die beste Wirtschaftlichkeit.

Das Fernwärmenetz in Weißwasser ist 34 Kilometer lang mit 300 Abnahmestellen. Zusätzlich zur Wärmelieferung aus dem Kraftwerk Boxberg halten die SWW im Heizhaus in Süd eine Sicherheitsreserve vor. Benötigt wurde diese bislang aber nur während der Wartung der Anlagen im Kraftwerk.

Bis Jahresende neue Heizkessel

Derzeit werde mit der Leag verhandelt, den Liefervertrag zu verlängern, damit die Umstellung nicht inmitten der Heizsaison erfolgt. Die Brückenlösung ab 1. Mai 2026 könnte eine 100-prozentige Eigenversorgung sein, die Kombination von Leag und Eigenversorgung oder ein Komplettbezug von der Leag.

Der weitere Weg zur grünen Wärme wird kein einzelner großer Guss. – Katrin Bartsch, Stadtwerke Weißwasser

„Wenn wir aus Variante II oder III einen besseren Preis generieren können, werden wir das tun“, sagte Katrin Bartsch. Die Übergangslösung würde im Schnitt für Mieter eine Mehrbelastung von monatlich zwei Euro bedeuten, für Eigenheimbesitzer fünf Euro. Noch aber habe man von der Leag nichts in der Hand.

Für die Eigenversorgung sollen am Heizhaus Süd zwei Kessel mit einer Leistung von je 3,4 Megawatt ertüchtigt sowie eine Halle mit zwei neuen Kesseln von je 7,0 MW gebaut werden. Die Blöcke samt Brenner seien bestellt. Die Anlage sei durch mobile Ölkessel erweiter- und auf grüne Gase wie Wasserstoff umrüstbar. Bis Jahresende soll alles stehen.

Die Gasversorgung werde nach den gesetzlichen Vorgaben weiterhin gesichert, mit abnehmender Zahl der Nutzer aber irgendwann nicht mehr wirtschaftlich sein. Wasserstoff hält die SWW-Chefin für Weißwasser für wenig sinnvoll. Dafür fehle die Infrastruktur. Auch sei es für private Nutzer nicht finanzierbar. Die Stadtwerke könnten mit Wasserstoff Spitzenbelastungen abfedern und dafür Tanks aufstellen.

Auch Bürgerbeteiligung ist angedacht

„Der weitere Weg zur grünen Wärme wird kein einzelner großer Guss“, betonte sie. Um den besten Preis für die Kunden zu generieren, setze man auf einen Mix an Energieträgern, vor allem auf Wärmepumpen und Wärmepufferspeicher. Die Spitzenlast würde über Gaskessel gedeckt, ergänzt durch mobile Ölkessel. Hinzu kämen Photovoltaik, Solarthermie und Großflächenspeicher. Ersten Berechnungen nach sei das ein guter Plan.

Allerdings würden dafür Grundstücke gebraucht. Man habe mehrere Areale geprüft, bislang aber nur Absagen der Eigentümer erhalten. Ohne die erforderlichen Flächen wird etwa der Bau eines Großspeichers nicht möglich sein. Nachgedacht habe man zudem über eine Bürgerbeteiligung mit festverzinslichen Papieren. „Ein solcher Schulterschluss wäre der Sechser im Lotto“, betonte Katrin Bartsch.

Damit die Wärmewende gelingt, arbeiten die SWW eng mit den Versorgungsbetrieben Hoyerswerda (VBH) und den Städtischen Werken Spremberg (SWS) zusammen. Das ergebe Sinn wegen der gleichen Interessenlage, vergleichbarer Kundschaft und dem gleichen Lieferanten, so VBH-Chef Wolf-Thomas Hendrich.

Auf dem Dach der Hauptverwaltung der Stadtwerke Weißwasser GmbH (SWW) in der Straße des Friedens wird seit Sommer 2024 Strom erzeugt.
Auf dem Dach der Hauptverwaltung der Stadtwerke Weißwasser GmbH (SWW) in der Straße des Friedens wird seit Sommer 2024 Strom erzeugt.
Quelle: Stadtwerke Weißwasser GmbH

Auch habe es mehr Gewicht, wenn man für 60.000 Einwohner spricht, sagte er. Erst kürzlich erhielten die drei Versorger den Bescheid über eine Förderung mit 3,7 Millionen Euro für die Planung der Wärmetransformation. Eine gemeinsame europaweite Ausschreibung werde für den Herbst 2025 vorbereitet. Bereits 2023 hatte das Fraunhofer-Institut in einer Studie die Wege zur Wärmewende für die drei Kommunen aufgezeigt.

SZ

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