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Tartes, Quiche und ein Hauch Frankreich: Das bieten die Neuen im Ebersbacher Hof-Café

Am 1. Mai öffnet das Café im Kaffeemuseums-Hof in Ebersbach wieder – mit neuen Betreibern. Nach langer Suche hat der Inhaber Nachfolger gefunden. Kaffee rösten wird er aber weiterhin selbst.

Lesedauer: 3 Minuten

Ebersbach-Neugersdorf . Von sächsischer Eierschecke will Joël Ertmer lieber die Finger lassen. „Das überlasse ich denen, die es wirklich gut können“, sagt der groß gewachsene Mann lachend. Das typisch sächsische Gebäck bezieht das Hof-Café im Ebersbacher Kaffeemuseums-Hof seit vielen Jahren von einer einheimischen Bäckerei, wie auch andere Kuchen. „Das wollen wir beibehalten“, so Ertmer. Ansonsten aber wird er sich künftig selbst am Backofen austoben. Er und seine Partnerin Sonja Ladusch übernehmen pünktlich zum Saisonstart am 1. Mai das Café im Vierseithof am Oberen Kirchweg in Ebersbach.

Hof-Café heißt jetzt „Café-Tante“

Lange hatte die bisherige Inhaber-Familie Scholz einen Nachfolger für Kaffeestube und Hof-Café gesucht. Friedbert Scholz will aus Altersgründen kürzertreten. Zu tun gibt es auch so genug am Hof, den er mit seiner Frau bewohnt, vor 20 Jahren gekauft, liebevoll saniert und eine Kaffeerösterei, ein Museum, eine Pension und eben das Café eingerichtet hat, das nun den Betreiber wechselt. „Café-Tante“ nennen Sonja Ladusch und Joël Ertmer es künftig. Während ihr Mann sich hauptberuflich dem Café widmet, ist Sonja Ladusch im Nebenerwerb „Café-Tante“. Sie ist studierte Sozialarbeiterin und arbeitet im Zittauer Familienzentrum Domino.

Überhaupt hat die 37-Jährige etliche berufliche Abzweige eingeschlagen, bevor sie nach Ebersbach und zur Gastronomie kam. Sie stammt aus der Gegend von Weißwasser, ist gelernte Buchhändlerin und hat Schauspiel studiert. Im Schauspielstudium lernte sie ihren Mann kennen, der ebenfalls ausgebildeter Schauspieler ist und aus Freiburg im Breisgau stammt. Dort in der Region lebte das Paar zuletzt viele Jahre.

Als Kaffee-Tester in der Rösterei

Die Liebe zur Gastronomie packte beide während ihres Studiums. Sie hatten einen Studentenjob in einem Café. „Da haben wir gemerkt, dass wir das gerne machen und es auch gut können. Seitdem ist dieser Wunsch irgendwie hängen geblieben, mal ein eigenes Café zu betreiben“, sagt Sonja Ladusch. Er erfüllt sich jetzt im Ebersbacher Kaffeemuseums-Hof. „Ein Glücksfall“, wie die junge Frau sagt.

Ende 2024 beschloss das Paar wieder in die Heimat von Sonja Ladusch zu ziehen. „Hier gibt es einfach mehr Freiraum, sich zu entwickeln.“ In der Freiburger Region hätten sie diese Möglichkeiten nicht gespürt. „Da gibt es schon alles.“ Über die Jahre hielten sie Kontakt in die Region, kamen regelmäßig her. „Ich habe ja Familie und Freunde hier.“

Im Dezember schließlich zogen sie mit ihren beiden Kindern vom Breisgau nach Oderwitz. Hier entdeckt die Rückkehrerin ihre alte Lausitzer Heimat wieder ganz neu. „Die Gegend sieht ja schon nochmal anders aus, als die Region um Weißwasser, wo ich ursprünglich herkomme.“

Es soll bodenständig sein und schmecken. – Joël Ertmer, Café-Betreiber über seine Rezept-Ideen

Mit dem Umzug in die Oberlausitz sollte auch der Traum vom eigenen Café Wirklichkeit werden. Also suchten Sonja Ladusch und ihr Partner nach einem geeigneten Lokal. Und um gut vorbereitet zu sein, spähten sie schon einmal aus, woher man in der Region guten Kaffee beziehen könnte. So stießen sie auf die Ebersbacher Kaffeerösterei von Friedbert Scholz und schauten dort inkognito vorbei. „Wir wollten den Kaffee mal testen“, erzählt Sonja Ladusch.

Sie kamen mit dem Betreiber ins Gespräch und der erzählte seinen Gästen, dass er das Hof-Café gern abgeben möchte. Ein Zufall, wie man ihn sicher besser nicht ausdenken könnte. Das war vor gerade mal einem Monat. „Wir dachten uns: Worauf länger warten? Es passte alles“, sagt die neue „Café-Tante“.

Schon beim Eintreten durch das Tor in den idyllischen Vierseithof sei er dagewesen, dieser Wow-Moment, erinnert sich Sonja Ladusch. Der Charme des Hofes mit lauschigen Sitzplätzen unter Bäumen ließ das Paar nicht lange überlegen. Sie pachten das Café, Familie Scholz als Hofbesitzer wird weiterhin die Kaffeerösterei und die Pension betreiben.

Den Kaffee in der „Café-Tante“ wird es natürlich auch künftig direkt aus der hofeigenen Rösterei geben. Zehn Sorten aus der ganzen Welt stehen zur Auswahl. Die können in der Kaffeestube im Umgebindehaus genossen werden oder draußen im Hof. Dort ist auch Platz für Veranstaltungen. Hof-Theater gab es in den vergangenen Jahren schon. Sonja Ladusch und Joël Ertmer sind aber auch offen für andere Ideen.

Muttis Rezeptbuch hilft

Kulinarisch wird es künftig neben selbst gebackenem Kuchen auch herzhafte Kleinigkeiten geben, wie zum Beispiel Quiche. Joël Ertmer bringt einen Hauch französische Lebensart mit nach Ebersbach. Der Freiburger ist Halb-Franzose, seine Mutter stammt aus Frankreich. Und mithilfe von Muttis Rezeptbuch will er künftig die Gäste verwöhnen. „Dabei darf man nicht denken, dass französisches Essen immer vornehm, teuer und schicki-micki sein muss“, betont er. „Es soll bodenständig sein und schmecken“, beschreibt er sein Küchenkonzept. Statt typisch deutschem Apfelkuchen könnte es zum Beispiel Apfel-Tarte geben.

Und das Paar will noch mehr französische Lebensart nach Ebersbach bringen. Wenn es gut läuft, könnten sie sich auch vorstellen, abends auch mal länger zu öffnen. „Dann können die Leute bei einer Weinschorle hier im Hof zusammensitzen und kleine Snacks genießen“, so Sonja Ladusch. „Apero wird das im Französischen genannt.“

„Café-Tante“ im Kaffeemuseumshof in Ebersbach, am Oberen Kirchweg 26; geöffnet ist immer Dienstag bis Samstag von 11 bis 17 Uhr; offen ist außerdem am Pfingstmontag sowie am Tag des offenen Umgebindehauses am 25. Mai.

SZ

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