Radebeul. Frische Gurken aus Radebeul gibt es beim Gartenbau Kießlich. Im Gewächshaus gedeihen diese schon prächtig. „Seit zwei Wochen können wir ernten“, berichtet Produktionsleiterin Cornelia Münch. Auch Salate, Kohlrabi oder Radieschen kommen bereits von den eigenen Feldern an der Mittleren Bergstraße im Stadtteil Zitzschewig.
Seit 1929 gibt es den Betrieb, den Dorothea Münch seit 2006 leitet. „Die fünfte Generation steht in den Startlöchern“, berichtet Tochter Cornelia Münch.
Fünf Hektar Anbaufläche
Stand in den Gründungsjahren noch Getreideanbau und Viehwirtschaft im Vordergrund, setzt der Familienbetrieb seit den 1950er-Jahren das Hauptaugenmerk auf die Gemüseproduktion. Derzeit wird eine rund fünf Hektar große Fläche bewirtschaftet, davon 3600 Quadratmeter unter Glas und Folie.
Der Betrieb ist immer in privater Hand geblieben. – Cornelia Münch, Produktionsleiterin Gartenbau Kießlich
„Der Betrieb ist immer in privater Hand geblieben“, sagt Cornelia Münch. Stolz ist den Worten der 42-Jährigen herauszuhören. Denn zu DDR-Zeiten war dies nicht selbstverständlich. Mit viel Ellenbogeneinsatz haben ihre Großeltern zwei Versuche – in den 1960er- und 1970er-Jahren – zur Zwangsenteignung abwenden können. Zum Glück war der Rat des Kreises den Lößnitzstädtern gut gesonnen, da die Nachfolge familiär abgesichert war.
Gärtnerei setzt auf Direktvermarktung
Das Gemüse wurde zu DDR-Zeiten an den staatlichen Betrieb Obst Gemüse Speisekartoffeln (OGS) geliefert. Doch Knall auf Fall war damit 1990 Schluss. „Gurken, Salat, Rettich und Blumenkohl waren im Frühjahr schon gepflanzt“, erinnert sich Cornelia Münch. Aber die Ernte wurde nicht mehr abgenommen. Und so startete die Direktvermarktung.
Auf Wochenmärkten in Heidenau und Prohlis bauten die Gemüsebauer Stände auf. Dort sind sie bis heute vertreten. Cornelia Münch steht mittwochs zudem auf dem Münchner Platz in Dresden.
In ihrer Gärtnerei betreibt die Familie außerdem einen Hofladen, wo es entsprechend der Saison das passende Gemüse sowie 17 verschiedene Kräuter und im Sommer zahlreiche Schnittblumen, wie Löwenmaul, Zinnien, Nelken, Astern und Chrysanthemen, gibt. Jetzt im Frühjahr sind Blühpflanzen für Balkon und Terrasse im Angebot.
Restaurants sind unter den Abnehmern
Ein weiteres Standbein im Vertrieb sind die Marktschwärmer. Seit acht Jahren nimmt Gartenbau Kießlich an diesem Konzept für regionale Produkte teil. „Die Kunden bestellen und bezahlen online. Wir fahren die Bestellung dann zu den Verteilerstandorten“, erklärt Cornelia Münch das Prinzip. Die Gemüsekisten stehen unter anderem zum Abholen in der Dresdner Neustadt, Pieschen, Friedrichstadt, Striesen, Radebeul sowie Freiberg bereit.

Quelle: Marion Doering
Auch die DRK-Kita Alte Schule Zitzschewig und die Kita im Mohrenhaus des Deutschen Kinderschutzbundes nehmen frisches Gemüse vom Gartenbau Kießlich. Zudem setzen Gaststätten auf deren gesundes Grün für Beilagen und Salate. Abnehmer sind unter anderem das Restaurant Gaumenkitzel, die Lößnitzbar, die Weingüter Drei Herren und Aust in der Heimatstadt, Café Lehmann, Luk und Restaurant Johann in Dresden und das Restaurant Laubenhöhe in Weinböhla. Beliefert werden außerdem Hofläden in der Region.
Betrieb bildet Azubis aus
Während der Corona-Zeit wurde der Hofladen förmlich überrannt. Diese Erfahrung machten auch andere regionale Produzenten. „Einkaufen war damals ein Highlight“, sagt Cornelia Münch – während sonst vieles geschlossen blieb, wie Restaurants und Kantinen. „Man musste selber kochen“, so Münch.
Doch jetzt schauen die Leute wieder genauer hin, wofür und wie viel Euro sie dafür ausgeben. „In Deutschland wird gern an Lebensmitteln gespart“, konstatiert Cornelia Münch. Wie andere Betriebe habe auch ihr Gartenbau Kießlich mit gestiegenen Produktions- und Lohnkosten zu kämpfen. Zehn Mitarbeiter zählt das Unternehmen, bestehend aus Saisonkräften und Familienmitgliedern. Die Gärtnerei bildet auch aus. Drei Azubis gibt es aktuell.
Hummeln als nützliche Helfer
In einem wichtigen Punkt hat der Großvater von Cornelia Münch vorgesorgt. Bereits 2003 war der Sommer sehr trocken. Die Hälfte der Möhrenernte verdorrte auf dem Feld. Daher ließ Rudolf Kießlich Brunnen bohren. „Seitdem ist die Bewässerung abgesichert“, sagt Cornelia Münch.
Ein Biosiegel tragen ihre Produkte zwar nicht. Aber einen Vergleich brauchen sie in puncto Qualität nicht zu scheuen. So setzt Familie Münch auf eine nachhaltige Bewirtschaftung. Hummeln und andere Nützlinge tragen im Gewächshaus zur Bestäubung und Schädlingsbekämpfung bei. Chemische Mittel kommen nur so gering wie nötig zum Einsatz.
Hoffest mit Bauernmarkt am Muttertag
Wer sich selbst ein Bild vom Gartenbau Kießlich machen möchte, hat am Sonntag, 11. Mai 2025, Gelegenheit dazu. Zum Hoffest werden zwischen 10 und 17 Uhr Betriebsführungen angeboten.
Auf dem Betriebsgelände in der Mittleren Bergstraße 77 finden Besucher auf dem Bauernmarkt Pflanzen, Blumen, Dekoration, Handwerk und regionale Spezialitäten. Musik, Puppentheater und Showtanz sorgen für Unterhaltung. Der Kulturbeitrag kostet ein Euro.
SZ